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23.01.2018 - Großbrand in Erbstädter Werkstatt verursacht 500 000 Euro Schaden

Im Nidderauer Stadtteil Erbstadt hat am Dienstag ein Großbrand einen Schaden von rund einer halben Million Euro verursacht. Zwei Personen wurden verletzt. Um 18.33 Uhr erreichte der Alarm die Wehr – doch bei ihrem Eintreffen hatte das Feuer schon auf angrenzende Gebäude übergegriffen. Nach ersten Angaben könnte ein technischer Defekt in der Werkstatt schuld sein.

Stefan Pusch, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Erbstadt, ist müde. „Ich habe 36 Stunden nicht geschlafen. Dieses Feuer war außergewöhnlich“, sagt er gegenüber dieser Zeitung. Ein Feuer in diesem Ausmaß, schätzt Pusch, hat es seit 30 Jahren nicht mehr in Erbstadt gegeben. Pusch erinnert sich an den Saunabrand im Fasanenhof und zeigt im Gerätehaus auf eine Collage: Dort sind Fotos des Brandes von vor drei Jahren zu sehen. Der damalige Einsatz ist mit dem Ausmaß des Brandes am Dienstag jedoch nicht zu vergleichen.

Laut Pusch wurden zunächst die Wehren aus Eichen und Erbstadt sowie die Drehleiter aus Hanau zu dem Dachstuhlbrand alarmiert. „Nidderau hat aktuell keine Drehleiter im Einsatz. Sie ist zur Reparatur“, sagt er. Stadtbrandinspektor Volker Reis ergänzt: „Die Reparatur wird erst in etwa zwei Wochen abgeschlossen sein.“

 

Zur Hilfe geeilt

Die Feuerwehr setzte nach Anrufen von Nachbarn innerhalb von zwei Minuten eine Vollalarmierung der Wehren aller Nidderauer Stadtteile in Gang. Denn: Ein Anwohner hatten gemeldet, dass sich zwei Kinder in einer Wohnung des brennenden Hauses befänden. Das entpuppte sich – glücklicherweise – als Falschmeldung. „Es waren 120 Feuerwehrleute im Einsatz. Und jeder Einzelne wurde gebraucht“, sagt Pusch. Der stellvertretende Stadtbrandinspektor Thorsten Hild leitete den Einsatz.

Da die Brandbekämpfer für den Einsatz viele Atemschutzgeräten brauchten, wurden auch die Wehren Büdesheim und Kaichen alarmiert. Weitere Geräte kamen von der Hanauer Feuerwehr. Die Büdinger Wehr rückte mit einer Drehleiter an. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte brannte die Werkstatt schon lichterloh, das Feuer hatte sich bis zum Dach ausgebreitet.

Die Feuerwehrleute evakuierten alle Bewohner des angrenzenden Wohnhauses – davon betroffen war auch eine Arztpraxis im Erdgeschoss. Aus dem Obergeschoss retteten sie eine bettlägerige, ältere Dame. Eine Bewohnerin des zweiten Obergeschosses hatte ihre Wohnung bereits selbst verlassen. Da sich der Brand ausdehnte, evakuierte die Feuerwehr schließlich auch das angrenzende Vorderhaus.

„Eine Nachbarin alarmierte mich“, erzählt Anwohner Siegfried Steidel am Tag nach dem Großbrand gegenüber dieser Zeitung. „Das Feuer hat sich rasend schnell verbreitet. Ich durfte nicht mehr in meine Wohnung.“ Denn schnell drang Rauch in die Wohnungen ein. Eine Wohnungstür mussten die Einsatzkräfte aufbrechen, da unklar war, ob sich noch Personen darin befanden.

Zwei Löschrohre der Wehren Heldenbergen und Eichen waren im Einsatz, sie bekämpften den Brand mit 100 Liter Wasser pro Minute. 20 Minuten später kam die Drehleiter aus Hanau mit 34 Metern Rettungshöhe hinzu. Im Inneren des Gebäudes waren Kräfte aus Ostheim, Windecken und Kaichen im Einsatz. Auch der Rettungsdienst war mit vier Krankenwagen und einem Notarztwagen vor Ort, ebenso das Deutsche Rote Kreuz.

Erst gegen 23 Uhr konnten die Einsatzkräfte aufatmen: Dann hieß es endlich „Feuer aus“. Doch nicht für alle Wehrleute war der Einsatz damit zu Ende. Neun Erbstädter Brandbekämpfer wachten bis vier Uhr morgens am Einsatzort, um sicherzustellen, dass das Feuer nicht erneut ausbricht. Und das war auch gut so: Sie löschten im Laufe der Nacht mehrere aufflammende Glutnester.

 

In Schacht gestürzt

Das Angebot von Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD), eine vorübergehende Unterkunft zu beziehen, musste kein Bewohner in Anspruch nehmen. „Alle sind bei Freunden und Nachbarn aufgenommen worden“, sagt Pusch. Er zieht eine nüchterne Bilanz: „Im Vorderhaus sind aktuell sechs Wohnungen nicht bewohnbar. Das Dach der Werkstatt ist im hinteren Teil eingebrochen.“ Die Mieter im Wohnhaus und die ältere Dame konnten ihre Wohnungen wieder beziehen.

Trotzdem sitzt der Schreck allen Beteiligten tief in den Knochen. So auch Heinz Hildebrand, dem Besitzer des Wohnhauses: „Das ist ein Schock. Die ehemalige Scheune wurde erst 1992 in ein Wohnhaus umgewandelt“, erinnert er sich. Auch Verletzte sind zu beklagen. Ein Feuerwehrmann aus Erbstadt stürzte in einen Kellerschacht: „Er hat sich eine Rippe gebrochen und Verletzungen an der Lippe erlitten. Er ist aber schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden“, sagt Pusch erleichtert. Ein Bewohner zog sich außerdem eine leichte Rauchvergiftung zu.

Wie und wo genau das Feuer ausgebrochen ist, ist derzeit noch unklar. Schuld könnte ein technischer Defekt sein. Das sollen nun Ermittler klären. Der Schaden am Haus beläuft sich auf 500 000 Euro.

 

Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 25.01.2018

Donnerstag, 18. April 2024